Best Practice: Lehren aus der Pandemie
Lieferprobleme, Produktionsengpässe und volatile Preise bei Arzneimitteln und Medical-Produkten erfordern eine neue Ausrichtung von Krankenhaus-Versorgungszentren. Der Vortrag „Planung und Betrieb von Logistikzentren zuzeiten von Pandemie und Lieferengpässen“ am 17. Mai 2023 auf der med.Logistica stellt ein Projekt aus der Region Paderborn vor, das auf mehr Reservekapazitäten und Automatisierung setzt.
„Die Vielfalt sowie die Zahl der vorzuhaltenden Arzneimittel und medizinischen Produkte steigt, etliche Artikel sind nicht mehr in gewünschter Menge jederzeit verfügbar. Vor diesem Hintergrund wird man mit einem vor 20 Jahren geplanten Versorgungszentrum Platzprobleme bekommen“, betonen Thomas Bredehorn, stellvertretender Leiter, und Andrea Raida, Projektleiterin, Abteilung Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. „Bisher übliche logistische Analysen zu Bestellzyklen und Durchsatz sind bei bestimmten Produktgruppen obsolet geworden. Auf einmal geht es darum, zu nehmen, was man kriegen kann.“ Auf der med.Logistica zeigen die Fachleute anhand eines Best-Practice-Beispiels aus der Region Paderborn Lösungswege für die Krisenplanung auf.
Mit Automatisierung gegen Personalnotstand
„Mit dem Paderlog beraten wir ein Logistikzentrum, das mehr als 20 Kliniken, Rettungsdienste, Senioreneinrichtungen und Arztpraxen versorgt und inzwischen aus allen Nähten platzt“, so Bredehorn und Raida. Durch Anmietung neuer Flächen solle die Kapazität ausgebaut werden. Damit sei die erste strategische Entscheidung gefallen: mieten, statt selber zu bauen. „Auf Basis der Erfahrungen der letzten Jahre haben wir im Vorfeld definiert, welche Dimension das Versorgungszentrum haben muss, um langfristig gut arbeiten zu können“, erklärt Bredehorn. „Weil ein Mangel an Fachkräften vorhersehbar ist, wird ein höherer Automatisierungsgrad angestrebt“, ergänzt Raida. So seien ein automatisches Kommissioniersystem für Pharmazieprodukte und eine Transportanlage vorgesehen. „Für reibungslose Prozesse müssen die Flächen um die Automaten optimal gestaltet werden.“
Work in Progress
Auf ca. 3.500 Quadratmetern reiner Logistikfläche – ohne Sozialräume und Büros gerechnet – sei innerhalb von vier Monaten unter den vorgegeben baulichen Konstellationen ein bestmöglicher logistischer Ablauf geplant worden. „Das Layout ist inzwischen fertig, die Technik wurde gemeinsam mit den Lieferanten in die Planung integriert. Die Raum- und Flächenaufteilung berücksichtigt rechtliche Vorschriften, beispielsweise zu Gefahrstoffen und Betäubungsmitteln“, erläutern Bredehorn und Raida. In näherer Zukunft werde das Halleninnenleben dann gebaut. „Auf der med.Logistica stellen wir gemeinsam mit Anne Ignatius, Geschäftsführerin des Paderlog – Zentrum für Krankenhauslogistik und Klinische Pharmazie, den gedanklichen Ansatz, die Grundlagen unserer Analysen und Berechnungen, die planerischen Details und den Stand des Projekts vor – Work in Progress sozusagen“, so Raida. „Krankenhäuser und Versorgungszentren erhalten Anregungen, wie sie bei ähnlichen Problemen vorgehen können.“ Durch die Diskussionen auf der med.Logistica erwarte er wiederum Inspirationen für die eigene Arbeit, sagt Bredehorn. „Diese Veranstaltung ist jedes Mal eine Ideenfundgrube!“
Besucherinformationen
Der Vortrag „Planung und Betrieb von Logistikzentren zuzeiten von Pandemie und Lieferengpässen“ findet am 17. Mai 2023 (12.30 Uhr) statt und ist Teil des Themenblocks „Lagerlogistik und Prozessmanagement“ (11.30 Uhr bis 13.00 Uhr), der ebenfalls die Themen „Krankenhauslogistik der Zukunft – effizient, digital und nachhaltig“ und „Asklepios-Zentrallogistik 2.0“ umfasst.