Wo ist mein Arzt? Navigationshilfe im Krankenhaus

„Das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg ist ein Klinikkomplex mit mehreren Zugangspunkten und insgesamt 5000 Räumen. Es gibt zum Beispiel mehr als 30 verschiedene Tresen als Anlaufpunkte – sie alle auszuschildern, mit allen eventuellen Querverbindungen, bedeutet einen riesigen Schilderwald“, umschreibt Oberstabsgefreiter d.R. Jan Foxley vom Bundeswehrkrankenhaus Hamburg die Herausforderung. „Einmal falsch abgebogen findet man sich nur schwer wieder zurecht. Wir haben berechnet, dass es in unserem Krankenhaus 25 Millionen mögliche Start-Ziel-Routen gibt, mit konventioneller Beschilderung ist eine Wegeleitung da kaum möglich. Mit digitalen Karten aber funktioniert das schon.“ Foxley ist einer der Referenten, der in Leipzig über die Implementierung eines digitalen Wegeleitsystems für Smartphones und Tablets berichtet.

Barrierefreie Start-Ziel-Wegeleitung auf komplettem Campus

„Ohne Informationsüberlastung führt unser neues digitales System vom individuellen Startpunkt zum gewünschten Ziel – ob auf der kürzesten bzw. schnellsten Route oder aber, bei körperlicher Einschränkung, auf einem barrierefreien Weg“, erklärt Foxley. „Wir sind das erste Krankenhaus in Deutschland, das seinen kompletten Klinikcampus zur Navigation digital dargestellt hat.“ So habe man den historisch gewachsenen Schilderwald samt der oft bei Baustellen, Umleitungen oder zur Erläuterung ergänzend angebrachten Papierzetteln in den Griff bekommen und darüber hinaus eine Navigation mit anschaulichen Bezeichnungen geschaffen. Denn gerade für die Patientinnen und Patienten seien die in der Klinik gebräuchlichen Abkürzungen bzw. Fachbegriffe oft unverständlich: „Eine Abkürzung wie FU 5, was für Fachärztliche Untersuchungsstelle Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde stand, wurde zum Beispiel durch Ambulanz HNO-Heilkunde ersetzt. In einem Zwischenschritt hatten wir schon versucht, eine einfachere Beschilderung mit Piktogrammen auf klassische Art zu realisieren, doch trotzdem war es kaum möglich, ohne Unterstützung den Weg von einer Untersuchung zum nächsten Behandlungszimmer zu finden. Ständige Verspätungen waren die Folge, was den Ablauf enorm gestört hat.“

Personal spart Wege und Zeit

Eine bessere Orientierung und mehr Übersicht habe das neue Indoor-Navigationssystem aber genauso für das Personal des Hamburger Bundeswehrkrankenhauses gebracht, unterstreicht Foxley: „Wir haben pro Jahr eine Personalzirkulation von über 300 Mitarbeitenden. Diese konnten sich ebenfalls nur schwer orientieren und brauchten gut drei Tage, um zu Beginn ihren Laufzettel abzuarbeiten. Jetzt ist das in einem halben Tag zu schaffen.“ Hilfreich sei das neue System aber auch für alle, die einen Termin außerhalb ihres eigentlichen Bereichs wahrnehmen müssten, der nicht „zum magischem Dreieck Arbeitsplatz, Umkleideraum, Kantine gehört“, wie Foxley sagt. So lasse sich ergänzend zu Terminvereinbarungen – ob zur Vorbereitung eines Krankenhausbesuchs oder mit der Kollegenschaft – beispielsweise ein QR-Code senden, der sich mit dem Smartphone einscannen lasse und dann die Wegbeschreibung vom Start- zum Zielpunkt anzeige. „Sperrungen, unter anderem durch Baustellen in Korridoren, lassen sich unkompliziert im digitalen Modell integrieren und Umleitungen werden automatisch generiert.“

Tipps zur Implementierung

Nach rund einem Jahr Implementierung und umfassenden Feldtests in Teilen der Klinik ist das neue System im April 2023 im gesamten Bundeswehrkrankenhaus an den Start gegangen. „Wir haben zudem einen kleinen Pool mit Leihgeräten für Patientinnen und Patienten eingerichtet“, so Foxley. „Auf der med.Logistica werden wir unsere Erfahrungen bei Planung, Umsetzung und der ersten Wochen im realen Einsatz unseres digitalen Leitsystems darlegen sowie zeigen, worauf im Vorfeld besonders geachtet werden sollte.“ Er freue sich außerdem auf neue Impulse für seine Arbeit: „Wir interessieren uns vor allem für die Themen Warentransportsysteme, Asset Tracking für Medizingeräte und Patientenmanagement, über die wir uns in Leipzig austauschen möchten.“

Der Vortrag „Indoor Navigation am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg“ findet am 16. Mai 2023 (18.00 Uhr) statt. Die Referenten sind Jan Foxley, Oberfeldarzt (OFArzt) Jan Wollny, Deutsche Bundeswehr, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Leiter Z1 Qualitätsmanagement, sowie Ralf Westarp, Vertretungsberechtigter Geschäftsführer der ARCHKOMM GmbH. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Johannes Kriegel MBA, MPH, Professor für Gesundheitsmanagement am Department Gesundheits-, Sozial- und Public Management der Fachhochschule Oberösterreich in Linz sowie Privatdozent und Assoziierter Forscher am Institut für Management und Ökonomie im Gesundheitswesen, UMIT Tirol – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik.